ARCHIV

08.11.2019

„Rose liest Rose“ in der RvB-Bibliothek

 „Und ist es auch nichts Großes,

so ist es doch von mir!...“

Mit diesen Worten, die ich meinem Gedichtband voranstellte, schloss Gabriele Rose ihre Lesung mit Gedichten ihres Mannes, die in 55 Jahren entstanden waren.

In dem intimen Rahmen vertrauter Gesichter aus manchen vorausgegangenen Lesungen brachte G. Rose themengebunden und nicht immer chronologisch manches Gedicht zu Gehör, die ich in meinem Gedichtauswahlband weggelassen hatte, und ebenso manches, das mir beim Wiederhören immer noch besondere Freude bereitete. Aber ich hatte es mir ja so von ihr gewünscht.

Neben tiefempfundenen, nachdenklichen Versen hatte Rose ebenso humorvolle, verspielte und Nonsens-Gedichte von mir ausgesucht, um einen möglichst umfassenden Eindruck der ganz unterschiedlichen Themen und Formen eines langjährigen Schaffens zu gestalten.

Mit dieser Lesung hatte sie mir einen langgehegten Wunsch erfüllt, auch aus Anlass der letzten, diesjährigen Veranstaltung in der Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek, im 15. Jahr der Reihe „Literatur im Bahnhof“.

Gabriele Rose beeindruckte wie immer mit ihrem lebendigen und einfühlsamen Vortrag.

Abschließend informierte ich unsere Gäste über die Veranstaltungen des nächsten Jahres 2020, die am 21. Februar mit einem Vortrag von Michael Beubler über Leben und Werk Franz Kafkas beginnen werden.

(Text und Foto: Karlfried Rose)

15.02.2019

„Literatur im Bahnhof“ in der Bennigser RvB-Bibliothek

Die meister der rund 35 Zuhörer*innen (um bei der offiziellen Hannoverschen Schreibweise zu bleiben) waren in den Bennigser Bahnhof zur Literaturlesung über Leben und Werk Wolfgang Borcherts gekommen, weil sie noch eigene Erinnerungen an die Zeit haben, in der Borcherts Geschichten spielen, und/oder dies ein Schriftsteller ist, dessen Werke sie in der eigenen Schulzeit kennengelernt hatten. Wie eine der Zuhörerinnen dem Referenten Karlfried Rose in der Pause berichtete, endete der Geschichtsunterricht zu ihrer Zeit und in ihrer Klasse mit der Weimarer Republik. Die Gräuel des 2. Weltkrieges und der Nachkriegsjahre wurden ihr lediglich im Deutschunterricht durch die Werke Wolfgang Borcherts nahegebracht. Und sie wird nicht die einzige gewesen sein, der es in den 50er und Anfang der 60er Jahren so erging.

Es war keine einfache Kost, die Rose seinen Zuhörenden zumutete. Das Schicksal Borcherts, der gerade einmal 26 ½ Jahre alt wurde, sein Schauspiel „Draußen vor der Tür“ sowie seine Kurzgeschichten, die von 1945 bis 1947 entstanden, machen betroffen und nachdenklich und sind bar jeder Komik. Rose verband den Lebensweg Wolfgang Borcherts mit den Werken, die in jenen Jahren entstanden waren bzw. über diese Jahre berichten. Ihm gelang es, durch seine ruhige, aber dennoch zupackende Sprache und den fundiert erarbeiteten Vortrag die Anwesenden zu fesseln und durfte sich in der Pause und nach Ende des Vortrags über einen freigiebigen Applaus und auch viele Gespräche und manches aufrichtige Lob freuen.

[Text + Foto: Gabriele Rose]

06.02.2015 - Rudolf-von-Bennigsen Bibliothek im Bahnhof Bennisgen

Unter der Oberfläche

Gabriele Rose zeichnet  Joachim Ringelnatz’   Leben nach und spricht über seine Werke

Bennigsen. Er hat nur scheinbar leichte Kost produziert. Zumindest wenn man nach Hans Gustav Böttichers – besser bekannt als Joachim Ringelnatz – Zeitgenossen wie Hermann Hesse, Erich Kästner, Kurt Tucholsky oder Karl Zuckmayers Einschätzungen geht. Sie alle zählten den mal humorvollen, mal nachdenklichen Autor zu den ganz großen Wortkünstlern. Und als solchen brachte Gabriele Rose den Besuchern ihres Vortrages Joachim Ringelnatz auch näher, verlor dabei jedoch den Menschen dahinter nie aus den Augen. 

Es ist voll in der Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek, als Rose mit ihrem Vortrag beginnt. So voll sogar, dass einige der Besucher im Parterre Platz nehmen müssen. Doch dank moderner Technik können sie trotzdem jedes Wort verstehen. 

Rose zeichnet den gewundenen Lebensweg des 1883 in Wurzen bei Leipzig geborenen Hans Gustav Bötticher gekonnt nach. Er wuchs als Kind eines Zeichners für Tapetenmuster und bekannten Kinderbuchautors und einer an Kunst begeisterten Mutter auf. Das färbte ab. Erste Werke seines Schaffens wurden bereits 1897 in der Zeitschrift „Kinderlust“ und in „Auerbachs deutschem Kinderkalender“ veröffentlicht. Wirkliches Interesse an seiner Dichtkunst kommt aber erst 1909 auf. In der Schwabinger Künstlerkneipe „Simplicissimus“ wird er von der Wirtin Kathi Kobus zum – wenn auch schlecht bezahlten – Hausdichter gekrönt.         

Rose erzählt anschaulich vom Lebensweg des zunächst aufmüpfigen Schülers, der schließlich Seemann wird, aber danach noch andere Berufe ausprobiert und schließlich beim Schreiben bleibt.   Erst nach dem Ersten Weltkrieg, den er als Soldat miterlebt, beginnt Bötticher unter dem Namen Joachim Ringelnatz zu zeichnen. 1920 heiratet er Leonharda Pieper.        

Seinen Lebensunterhalt verdiente er ab dann als Vortragskünstler seiner eigenen Gedichte, zunächst von München und später von Berlin aus.          

Während seine Frau, die er liebevoll Muschelkalk nannte, in München wohnte, feierte er seine größten Erfolge in Stuttgart, Hamburg, Frankfurt und Berlin. 1933 verhängen die Nationalsozialisten gegen ihn ein Auftrittsverbot.         

1934 stirbt Ringelnatz und hinterlässt neben seinen vielen Gedichten auch zahlreiche Bilder.         

Das Publikum ist begeistert, hängt Rose an den Lippen und bedankt sich schließlich mit großem Applaus für das anschauliche Lebensbild, das sie gewürzt mit vielen Gedichten gezeichnet hatte.

Text + Fotos VON HORST VOIGTMANN
[NDZ 09.02.2015 Seite 8]  s.a.:[Deister Anzeiger 09.02.2015 Seite 3]


28.11.2014

Soiree in der Alten Kapelle Weetzen: Tiergedichte von Joachim Ringelnatz

Trotz des eisigen Windes, der um die Alte Kapelle in Weetzen fegte, hatten fünfzig Gäste von nah und fern den Weg nicht gescheut, um Gabriele Rose und Ursula Kühn vom Calenberger Autorenkreis zu erleben: Gabriele Rose trug Tiergedichte von Joachim Ringelnatz vor, Ursula Kühn umrahmte die Lesungen am Klavier mit Chansons und anderen Melodien aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Als G. Rose 2013 einen Vortrag über Leben und Werk von Joachim Ringelnatz vorbereitete, den sie dann in der Heimatstube Linderte las, war sie beindruckt durch die Vielzahl von Tiergedichten humorvoller, aber auch nachdenklicher und tragischer Natur. Bald schon keimte die Idee, dazu eine eigene Lesung zu bereiten, die sich im Gespräch und Ideenaustausch mit U. Kühn weiterentwickelte. U. Kühn, die dem Vorstand des Weetzener Vereins für Denkmalpflege e.V. angehört, schlug vor, diese Veranstaltung in der Weetzener Alten Kapelle durchzuführen und die Gedichte mit Melodien aus der Zeit, in der sie entstanden, zu umrahmen.             

Die aufmerksam lauschenden Zuhörer konnten sich davon überzeugen, dass dieses Konzept voll aufgegangen war, und sparten in der Pause und am Ende der Darbietung nicht mit Beifall und mit begeisterten Kommentaren. Hermann Burchard als Vorsitzender des Vereins dankte Gabriele Rose, die ihn durch die ausgewählten Gedichte und ihre ruhige, aber dennoch lebendige Art des Vortrages begeistert hatte, und seiner Vorstandskollegin Ursula Kühn für das kongeniale, einfühlsame Klavierspiel. Nochmaliger, begeisterter Applaus der Gäste zeigte deutlich, dass sie es ebenso erlebt hatten und seiner Beurteilung voll zustimmten.

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Gelingen des Abends hatte auch die ausgezeichnete Akustik der Alten Kapelle Weetzen, die den stimmungsvollen und festlichen Rahmen für die Soiree bildete. Man kann sich nicht genug darüber freuen, dass sich vor nunmehr 40 Jahren Weetzener Bürger zu dem Verein für Denkmalspflege zusammenschlossen und ihrer Gemeinde dieses historische Gebäude mit großem Engagement und viel, viel Arbeit als Begegnungsort erhielten. 

[Text und Fotos: Karlfried Rose 29.11.2014; s.a.: Calenberger Zeitung 07.01.2015 S. 6]

22.02.2013

Gabriele Rose liest im Bennigser Bahnhof über Peter Härtling    

Auch in Bennigsen gibt es eine Schule, die nach Peter Härtling benannt ist. Und dennoch ist das, was er geschrieben hat und auch heute noch schreibt, vielen Menschen leider unbekannt.

„Als ich im Internet nachgesehen habe, um etwas über Peter Härtling zu erfahren, war ich erschlagen von der Menge dessen, was er bisher veröffentlich hat, und habe überlegt, wie man solch ein umfangreiches und sehr abwechslungsreiches Schaffen in einem Vortrag unterbringen könnte. Aber ich muss gestehen, dass es Gabriele Rose gelungen ist, uns einen guten Überblick über das Leben und Werk Peter Härtling zu geben und neugierig zu machen auf das, was er geschrieben hat.“ In diesen abschließenden Worten brachte Margrit Wittkugel vom Vorstand des RvB-Fördervereins zum Ausdruck, was wohl mancher der 30 Zuhörer gedacht haben mag.

Gabriele Rose zeigte in ihrem Vortrag am Freitagabend in der RvB-Gedächtnisbibliothek im Bennigser Bahnhof in ausgewählten Selbstzeugnissen und Werkbeispielen den Lyriker, Erzähler, Essayisten, Kritiker und Kinderbuchautor Peter Härtling, dessen Schaffenskraft auch heute mit 80 Jahren noch immer ungebrochen ist. Die ruhige und gekonnt akzentuierende Art des Vortrages ließ keine Langeweile aufkommen, und voller Konzentration folgten die Zuhörenden den Ausführungen.

Ein herzlicher Applaus am Ende und eine anschließende, angeregte Diskussion dankte der Referentin für ihren engagierten Vortag, der unschwer erkennen ließ, welche Freude ihr selber das Erarbeiten dieses Themas bereitet hatte.

Gabriele Rose hielt diesen Vortrag für den Calenberger Autorenkreis, dem sie freundschaftlich verbunden ist und der am Freitag, den 24. Mai 2013, um 19.30 Uhr mit der Lesung eigener Texte fortfährt. Dann werden Inge Hübner und Karlfried Rose vom Autorenkreis aus ihren Werken vorlesen.

14.02.2014 

Wie Rose an Ringelnatz erinnert

Stadtbücherei Elze würdigt Schriftsteller in eigener Reihe

Seine Schulzeit war eine Katastrophe. Sein Berufswunsch, Seemann, scheiterte an der Kurzsichtigkeit. Die Nazis verbrannten seine Bilder, setzten seine Bücher auf die Schwarze  Liste und verboten seine Auftritte. Aber sein Name zaubert jedem ein kleines Lächeln ins Gesicht, in Erinnerung an irgendeines seiner viele lustigen, eigenwilligen, kleinen Gedichte, die man mit ihm in Verbindung bringt: Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) . Über den liebenswerten, aufmüpfigen, phantasievollen Rebellen, der das Leben im Allgemeinen und Alltägliches im Besonderen unter seiner höchst eigenen Betrachtungsweise in Versen notierte, bot die Stadtbücherei Elze jetzt einen Vortragsabend an. Gabriele Rose aus Bennigsen schreibt zwar keine eigenen Texte, hat aber für den Calenberger Autorenkreis schon mehrere Referate über namhafte Dichter und Schriftsteller ausgearbeitet. Sie stellte den skurrilen Literaten vor. Sein bürgerlicher  Name lautete Hans-Gustav Bötticher. Das Pseudonym, das nach seinen Angaben keine besondere Bedeutung hatte, tauchte erstmals 1919 in seinen Notizen auf. Im vergangenen Jahr hätte er seinen 130. Geburtstag gefeiert, und im August 2014 gedenkt man seines 80. Todestages. Anlass genug, ihn wieder in Erinnerung zu rufen. Er hat ein in jeder Hinsicht unruhiges und ungesichertes Leben geführt. Verse schrieb er schon als Kind, aber die Schule verließ er mit „einer Kanone an Unwissenheit“. Danach fuhr er einige Zeit zur See, geriet dabei schnell in Schwierigkeiten, und landete schließlich mit 26 Jahren in München in der Künstlerkneipe „Simplicissimus“, wo er als Hausdichter glücklich, aber von erbärmlichen Honoraren unter Künstlern lebte. In dem Gedicht „Simplicissimustraum“ machte er seinem Wunsch nach angemessener Bezahlung Luft. Es machte ihn bekannt, aber seine ständige Geldnot nicht geringer. Dem 2-jährigen Intermezzo folgten viele weitere Ortswechsel und Tätigkeiten, um sich über Wasser zu halten. Im Krieg 1914-18 diente als Soldat bei der Marine, Karriere machte er auch dort nicht. Seine Erlebnisse und Beobachtungen drückte er in Gedichten, Erzählungen, Erinnerungen und Skizzen aus. Schreiben, Karrikaturen zeichnen und spätere  Auftritte als Kabarettist stehen für seine Berufung, die ihm zunehmend auch den Lebensunterhalt sicherte. Finanziell sorgenfrei war sein Leben nie. Das Auftrittsverbot durch die Nazis ruinierte ihn schließlich. Eine Lungentuberkulose kam hinzu, er starb mit 51 Jahren in Berlin.

Gabriele Rose lieferte viele Beispiele seiner Kreativität, las unter anderem aus seinen Gedichtbänden „Die Schnupftabaksdose“ von 1912  (hieraus zum Beispiel „Ein männlicher Briefmark erlebte/ was Schönes, bevor er klebte. Er war von einer Prinzessin beleckt.Da war die Liebe in ihm erweckt …“) und den beiden 1920 erschienen Gedichtsammlungen „Turngedichte“ und „Kuttel Daddeldu“, in dem der Dichter Ringelnatz dem Seemann Ringelnatz ein Denkmal setzte. Seine ihm eigene Art zu denken offenbarte sich auch in den Kosenamen für seine Liebsten: Die ehemalige Verlobte nannte er wegen ihrer Kurzsichtigkeit „Maulwurf“, seine Frau Leonharda Pieper liebevoll „Muschelkalk“ als Symonym für Perle. „Die Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte“ war sein Hochzeitsgeschenk für sie. Er schrieb auch Bücher, die sich an Kinder wandten. Die ersten waren noch harmlos, später gab er im „Geheimen Kinderspielbuch“ und im später folgenden „Kinderverwirrbuch“ boshafte und obszöne Ratschläge, so dass eines von den Obrigkeiten als für Kinder verwerflich eingestuft wurde. Der Schatten des Todes offenbart sich in seinen späten Versen, aber die Ironie verliert er auch hier nicht gänzlich. In den „Gedichten der Todessehnsucht“ ist etwa vom „Fliegenleimselbstmord“ die Rede.

Der Vortrag wurde durch eine Pause unterbrochen, während der in der Bücherei aus Anlass des Valentinstages mit Sekt und kleinen Überraschungen zum Thema „Ringelnatz“ aufgewartet wurde: Gelegenheit für die zwanzig  Gäste, um sich angeregt über das Gehörte auszutasuchen, in den Bildbänden über Ringelnatz zu stöbern und mit der Referentin ins Gespräch zu kommen. [...].

[Text und Fotos: Ulrike Corciliu; s.a.: Hildesheimer Allgemeine Zeitung 19.02.2014 S. 16]